12 Februar, 2012

Was hat er, was ich nicht habe? Die Gabe innovativer Menschen

Jeffrey H.Dyer, Professor an der Brigham Young Universität in Utah, Hal B. Gregersen, Professor an der Insead in Abu Dhabi und Clayton M. Christensen, Professor an der Harvard Business School in Boston haben sie herausgefunden: die DNA von Innovatoren. Sie haben in zahlreichen Studien und in Zusammenarbeit mit 25 innovativen Unternehmen und 3.000 Führungskräften analysiert, was es braucht, um innovativ zu sein. Das Spannende: sie haben fünf Entdeckerqualitäten identifiziert, die sich jeder von uns erwerben kann. Die Herausforderung ist nur, diese Qualitäten auch jeden Tag und zu jeder Stunde zu leben und zu verkörpern. Aber hier sin sind sie, die geheimen Zutaten großer Innovatoren:
1. Innovatoren verknüpfen.
2. Innovatoren hinterfragen.
3. Innovatoren beobachten.
4. Innovatoren experimentieren.
5. Innovatoren vernetzen.
Das sind die Elemente kreativer Intelligenz. Fünf Handlungsmuster, die bahnbrechende Ideen fördern. Aber der Reihe nach:

1. Verknüpfen. Klingt einfach, ist aber eines der schwierigsten Handlungsmuster. Innovatoren gelingt es, Fragen, Probleme und Ideen unterschiedlichster Art mit einander in Verbindung zu bringen und dadurch neue Lösungsmöglichkeiten zu entdecken. In der Kreativitätstechnik nennen wir das kombinatorische Kreativität und techniken wie z.B. Synektik arbeiten mit dieser Methode. Menschen, die das täglich können, haben einen Vorteil.

2. Hinterfragen. Meine Güte wie lästig ist das. Man hat einen Prozess gut aufgesetzt, er läuft endlich und schon eine ganze Weile gut und reibungslos. Und da kommt dann einer und hinterfragt, ob man nicht doch noch was besser machen kann. Schon vor 50 Jahren bemerkte Petr Drucker, wie wichtig diese Art der Provokation ist "Die wichtige und zugleich schwierige Aufgabe besteht niemals darin, die richtigen Antworten zu finden, sondern darin, die richtigen Fragen zu stellen." Innovatoren fragen immerzu und zweifeln an der bestehenden Meinung. Den meisten Menschen ist das lästig und es ist auch anstrengend. Aber notwendig. Nur wer den Status in Frage stellt, kommt auf Neues.

3. Beobachten. Gut hinsehen braucht Gedult. Und Demut. An den Ort des Geschehens gehen. Das Problem sich wirklich vor Ort ansehen. Das machen weniger Menschen als man denkt. Viele bleiben hinter dem sicheren Schreibtisch und im Meeting. Und nur wenige bringen die Zeit auf, wirklich zu beobachten und genau hinzusehen. Nur sehr mutige Menschen machen das.


4. Experimentieren. Mal was ausprobieren. Ins Risiko gehen. Damit
rechnen, dass man scheitert. Eigentlich ist dies in unserer modernen, effizienten Welt nicht mehr vorgesehen. Experimentieren heißt auch Improvisieren. Und leider hat dieses Wort immer noch einen schlechten Beigeschmack, obwohl wie in unserer komplexen und unvorhersehbaren Welt viel mehr Improvisation gebrauchen könnten. Innovatoren fördern eine Kultur des Ausprobierens - und damit auch eine Kultur des Fehlers und der Reflexion. Nur damit ist Raum geschaffen wir Neues.

5. Vernetzen. Der Austausch mit anderen und das Zusammenbringen von möglichst unterschiedlichen Denkweisen wird zu einer Schlüsselqualifikation von Innovatoren. Nur noch selten werden durchbrechende Ideen von einer einzelnen Person im stillen Kämmerlein gefunden. Innovation ist Teamarbeit und vernetzte Arbeit. Innovatoren sind herausragende Networker und bringen Gedanken und Ideen zusammen, um neues zu schaffen.

Den ganzen Artikel "Die Innovatoren-DNS" gibt es bei Harvard Business Manager Edition 2/2011. Und schon andere haben darüber ausführlich geschrieben, z.B. der Atelier Blog.


2 Kommentare:

  1. Ich denke, dass das "Hinterfragen" und "Beobachten" die schwierigsten Disziplinen sind. Braucht es für das Hinterfragen Mut, anderen vor den Kopf zu stossen oder zumindest sich zum Spielverderber zu machen. Beim Beobachten braucht es vor allem Zeit und Intelligenz. Ist letztere noch vorhanden, so fehlt in manchem Beruf denn doch die Zeit, sich die Sache bei Tag und bei Nacht anzuschauen.
    Und daran krankt meiner Meinung nach die Innovation: Wir haben das Gefühl, für Zeit kein Geld zu haben. Darum leben wir mit mittelmässigen Dingen, ohne sie zu hinterfragen und lange Diskussionen auszulösen. Darum schauen wir nur noch flüchtig auf die Dinge und geben uns schnell zufrieden. Es könnte ja ineffizient sein.
    Schöne Zusammenfassung.

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  2. Hinterfragen: Lebe ich schon seit Jahren. Aber ehrlich gesagt, ist es manchmal ganz schön anstrengend. Gerade wenn man mit den Prozessowner, der ja stolz auf seinen Prozess ist, nicht einverstanden ist, wird es immer wieder spannend. Man wird dann auch schnell als Querulant abgestempelt. Aber damit kann ich leben. Nenne es "Querdenker" - und schon hört es sich besser an.
    Experimentieren: ja. auch liebend gerne. Aber auch hier muss man Widerstände durchbrechen.
    Leider ist es in Deutschland so, dass man lieber an alten Strukturen festhält und Innovationen verhindert. Veränderungen machen den meisten Menschen (hier in Deutschland) leider Angst. Bestes Beispiel: die Facebook-Debatte. Propagiert werden nur die angeblichen Gefahren, aber nicht die Chancen.
    Und so kommt es dann, wie es kommen muß. Unternehmen wandern in Länder ab, wo sie sich freier entfalten dürfen. Beispiel: Gentechnik. Die Genkartoffel darf in Deutschland nicht angebaut werden - also geht man nach Amerika. Und das Ende vom Lied ? Sehen wir am Beispiel der Erfindung des Computers. Konrad Zuse hat ihn erfunden, aber die Musik spielt in Amerika.

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